Challenges

Familienchallenge #1 24 Stunden ohne Elektronik

 

Spielregeln: Für genau 24 Stunden verzichten wir komplett auf Elektronik, das beinhaltet Handy, Tablet, Laptop, auch Dinge wie die Kinder Kamera, denn auch da sind elektronische Spiele aufgespielt.

Ob wir das schaffen?

Das Handy ist unser ständiger Begleiter geworden. Schnell auf eine E-Mail antworten, kurz auf Instagram schauen, eine Webseite aufrufen und noch drei WhatsAPp Nachrichten lesen... Alles in allem immer nur ein paar Minuten, aber zusammen genommen ist es doch ganz schön viel. Ziemlich erschrocken haben wir festgestellt, dass wir auf Bildschirmzeiten von knapp 5 Stunden kommen. Täglich! Das ist viel zu viel. Wir haben gar nicht richtig realisiert, dass sich Im Laufe der Zeit der Konsum hochgeschraubt hat.

Auch die Video Zeit für unseren Sohn, eigentlich begrenzt auf 60 Minuten am Tag hat sich fast ebenso unbemerkt gesteigert. Ein bisschen Video schauen hier, ein kurzes Spiel auf dem Tablett da und schon sind auch hier die 60 Minuten weit überschritten. Wir wollen also unseren Medienkonsum heute radikal minimieren und zwar direkt auf null. Wir haben uns dafür einen Sonntag ausgesucht, da wir dann auch beruflich am ehesten auf Elektronik verzichten können. Außerdem haben wir heute keinen Reisetag, denn auch die sind für uns mit mehr Medienkonsum verbunden.

Und so lief der Tag:

Vielleicht 7:00 Uhr: Der Hund weckt mich für seinen morgendlichen Spaziergang und das erste was ich an dem hndyfreien Tag bemerke ist, dass ich nicht auf die Uhr schauen kann. Bis auf Thomas` Sportuhr haben wir keine anderen Uhren, weder fürs Handgelenk noch im LKW. Aber es ist schon hell, daran versuche ich die Uhrzeit abzuleiten.

Vielleicht 7:30 Uhr: Der kleine Sizilianer und ich machen einen großen Spaziergang durch den angrenzenden Park. Meistens mache ich morgens schon Bilder mit der Handykamera. Heute konzentriere ich mich auf die Welt drum herum. Bei ein paar Motiven ertappe ich mich dabei zu denken, dass jetzt ein Foto toll wäre. Aber ich versuche nun das Bild für mich zu speichern, nur für mich.

8:30 Uhr: Der Hund und ich sind zurück am LKW, der Rest schläft noch. Auch jetzt würde ich vermutlich reflexhaft zum Handy greifen. Stattdessen suche ich mir Zettel und Stift zusammen und fange an ein paar Notizen für neue Texte zu machen. Bin ich ohne Ablenkung produktiver?

9:00 Uhr: Nun sind alle wach und die echte Herausforderung kann beginnen :-)

9:45 Uhr wir wollen in die Experimenta in Heilbronn, das ist ein großes Mitmach-Museum. Um den Weg zu finden würden wir eigentlich die Navigation des Handys benutzen. Da das heute gegen die Spielregeln verstoßen würde habe gestern schon die Adresse herausgesucht. Den Hinweg über die normale Route finden wir fast problemlos.

10:05 Uhr: Wir sind vor Ort angekommen und schon müssen wir das erste Mal das Handy benutzen. Wir haben nämlich im Vorfeld online Tickets gekauft und die sind natürlich als Bilder auf dem Handy gespeichert. Wir hätten die Tickets im Vorfeld ausdrucken können, aber zum einen haben wir im LKW keinen Drucker, zum anderen möchten wir so weit wie möglich auf Papier verzichten. Hier also Fail #1
Während des Besuchs merke ich, wie ich viel fokussierter auf die Dinge bin, die ich gerade mache. Nicht mal eben nach den Pushnachrichten schauen zu können macht mir den Kopf für das Hier freier.

12:00 Uhr: Die Experimenta ist richtig toll. Man kann ganz viele Dinge ausprobieren und sogar Fotos und Videos von sich dabei machen. Diese Medien kann man auf einem Chip an seinem Armband speichern und sie in seinem persönlichen digitalen Rucksack speichern. Die Registrierung läuft ganz einfach auf den Bildschirmen der Experimenta. Allerdings bekommt man dann zur Verifizierung eine E-Mail geschickt, die man binnen einer kurzen Frist bestätigen muss. Macht man dies nicht, gehen die Bilder verloren. Ihr merkt schon, hier passiert Fail #2.

16:00 Uhr: Wir haben nahezu alles erkundet und wollen nun zum Stellplatz zurück laufen. Aber in welche Richtung? Eigentlich ist der Weg gar nicht schwierig, aber wir wollen anders laufen als auf dem Hinweg um noch ein bißchen von der Altstadt zu sehen. Wir merken recht schnell, dass wir uns den Rückweg nicht ausreichend eingeprägt haben. Wir laufen trotzdem beherzt los. Und natürlich in die falsche Richtung. So richtig merken wir das leider erst nach 45 Minuten. Da uns auch andere Spaziergänger leider nicht weiterhelfen können, müssen wir das Handy ein drittes Mal benutzen und schalten kurz die Navigation ein. Wir prägen uns den Weg ein und machen das Handy wieder aus. Fail #3
Auf dem weiteren Rückweg stellt unser Sohn immer wieder Fragen zu Experimenten, die ihn noch immer beschäftigen. Typischerweise würde ich Dinge, die ich nicht weiß direkt googeln. Jetzt muss ich ihn trotz Versuche von Herleitungen auf morgen vertrösten. Physik ist einfach nicht meine Kompetenz.

19:00 Uhr: Bestimmt würde ich normalerweise nach so einem Tag nun ein bißchen zur Entspannung am Handy sein. Aber da wir trotz der bisherigen Rückschläge weiterhin versuchen an unserem Vorhaben festzuhalten, gehen wir zusammen in einen angrenzenden Park. Hierbei fällt uns auf, wie viele Menschen auf ihr Handy schauen, auch wenn sie in Gesprächen mit anderen sind. Haben wir das auch so gemacht?
Aber natürlich merken wir auch hier wieder wie praktisch ein Handy ist. Schnell mal nach dem Wetter für morgen schauen oder kurz eine Webseite aufrufen, das erleichtert das Leben schon sehr. Und statt mir Notizen im Handy zu speichern habe ich ein paar lose Zettel mit, um Ideen aufzuschreiben. So richtig praktisch ist das nicht.

22:00 Uhr: Das Kind ist im Bett und wir lassen den Tag zu zweit Revue passieren. Da es auch für uns keine Ablenkung durch Elektronik gibt, haben wir Zeit zu reden und neue Pläne zu schmieden. Das sollten wir tatsächlich noch öfter machen!

0:00 Uhr: Schon vorbei? Jetzt ging es doch ganz schnell. Erstaunlicherweise haben wir um 1 Minute nach Mitternacht weiterhin keine Lust aufs Handy zu schauen. Morgen ist auch noch ein Tag.

Fazit: Auch, wenn wir es nicht geschafft haben komplett auf Elektronik zu verzichten, war der eigentliche Verzicht gar nicht so schwer wie anfänglich befürchtet.

Besonders positiv war, dass wir bei unseren Unternehmungen viel fokussierter waren. Wir waren nicht abgelenkt davon, mal eben aufs Handy zu schauen oder mit der Kamera Bilder zu machen. Das war wirklich sehr schön und für uns ein besonderes Gefühl.
Allerdings haben wir gemerkt, auf wie viele Arten das Handy für uns wichtig geworden ist. Viele Dienste gehören zu unserem Alltag, ohne Messengerdienste, Navigation, Emails abrufen zu können oder auch einfach mal schnell etwas zu googeln ist unser Leben deutlich komplizierter. In Zukunft werden wir versuchen wieder eine bessere Balance zu finden zwischen unnötiger Daddelei und notwendiger, sinnvoller Benutzung. Für uns alle war es eine spannende Herausforderung und sicher nicht das letzte Familienexperiment, was wir durchführen.