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Wie viel Platz ist genug?

Einblicke in das Leben auf kleinem Raum

 

In Deutschland betrug die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf im Jahr 2020 etwa 47,4 Quadratmeter. Unsere dreiköpfige Familie (plus Hund) lebt jedoch auf etwa 18 Quadratmetern — deutlich unter dem Durchschnitt. Doch stellt sich die Frage: Reicht dieser Platz aus?

 

Leben auf engem Raum: Herausforderung und Harmonie

Es gibt viele Tage, an denen uns unsere 17,75 Quadratmeter überraschend groß und luftig erscheinen. Wir nennen unser kleines Zuhause liebevoll "Schleppo", und an guten Tagen fühlt es sich an wie ein geräumiges Heim. Doch es gibt auch Tage, an denen der gleiche Raum viel zu eng scheint, an denen wir das Gefühl haben, uns ständig auf den Füßen zu stehen.

Eine häufige Frage, die uns gestellt wird, ist, ob wir aufgrund des begrenzten Raums mehr streiten als früher. Die Antwort ist einfach: Nein. Konflikte gab es auch in unserem früheren, größeren Zuhause. Denn die Konfliktpunkte bleiben die gleichen. Der Unterschied liegt darin, wie wir mit dem Raum und miteinander umgehen (müssen). Auf kleinem Raum zu leben erfordert Rücksichtnahme, denn physischer Abstand muss manchmal durch einen mentalen ersetzt werden.

 

Persönliche Rückzugsorte schaffen

Trotz der beengten Verhältnisse haben wir individuelle Rückzugsorte geschaffen. Manchmal reicht schon ein Paar Kopfhörer, um sich in eine eigene Welt zu vertiefen, oder ein Buch, das uns in ferne Gefilde entführt. Auch regelmäßige Spaziergänge allein können Wunder wirken. Diese kleinen Fluchten sind essenziell und jeder von uns hat gelernt, den anderen den nötigen Raum zu geben. Ein großer Vorteil unseres LKWs ist, dass wir zwei Zimmertüren verbauen konnten, einmal zum Badezimmer, einmal zum Schlafzimmer. So kann man nicht nur bildlich gesprochen, die Tür hinter sich zumachen.

 

Die psychologische Dimension des kleinen Raums

Das Leben in einem begrenzten Raum kann verschiedene psychologische Effekte haben. Einerseits kann die räumliche Nähe zu einer verstärkten emotionalen Bindung führen, andererseits kann sie aber auch Stress und Konflikte verschärfen. Wir haben gelernt, dass offene Kommunikation und das Setzen von klaren persönlichen Grenzen unerlässlich sind, um das Zusammenleben harmonisch zu gestalten. Das gilt natürlich besonders dann, wenn auch, wie in unserem Fall ein Kind mitreist. Auch hier kommt uns die Größe des LKW zu Gute, denn wir konnten auch für unseren Sohn einen Rückzugsort gestalten, ein Kinderzimmer nach seinen Bedürfnissen.

 

Organisation ist alles

In einem kleinen Heim zählt jeder Zentimeter. Unsere Möbel müssen multifunktional sein: Regale sind unter unserer Couch versteckt, Betten bieten Stauraum und Tische lassen sich zusammenklappen. Diese durchdachten Lösungen sind unerlässlich, um unseren Alltag zu organisieren und gleichzeitig eine angenehme Wohnatmosphäre zu schaffen.

Kreative Lösungen für die Raumnutzung

Die kreative Nutzung des Raumes ist ein weiterer Schlüssel zum Erfolg unseres Zusammenlebens. Wir nutzen vertikale Flächen für die Aufbewahrung und haben individuelle Arbeits- und Studienbereiche geschaffen, die leicht umgestaltet werden können, je nachdem, was der Tag bringt. Um diese Lösungen für uns zu finden, waren allerdings mehrere Umbauten notwendig, denn Bedürfnisse verändern sich und der LKW muss immer wieder daran angepasst werden. Im Moment ist der Grundriß unseres rollenden Heims ideal, das kann aber in wenigen Monaten schon wieder anders sein. Hier muss man einfach flexibel bleiben.

 

Zeitmanagement auf kleinem Raum

Die Organisation beschränkt sich nicht nur auf physische Gegenstände. Wir planen unsere Zeit und Aktivitäten so, dass nicht jeder immer zur gleichen Zeit am gleichen Ort sein muss. Diese Flexibilität vermeidet viele potenzielle Konflikte und macht unser Zusammenleben deutlich angenehmer. Nicht alles geht immer zur gleichen Zeit. Wenn unser Sohn Schule hat, kann ich kein Yoga im LKW machen, wenn ich ungestörte Zeit brauche, ist es ratsam, es mit anderen ruhigen Tätigkeiten zu verbinden…

 

Minimalismus als Lebensstil

Ein weiterer Aspekt unseres Lebens auf kleinem Raum ist der Minimalismus. Dieser Lebensstil hilft uns, nur das zu behalten, was wirklich wichtig oder notwendig ist. Jeder Gegenstand in unserem Heim hat einen Zweck oder bringt Freude. Dies reduziert nicht nur Unordnung, sondern fördert auch ein Gefühl von Zufriedenheit und Kontrolle über unsere Umgebung. Und trotzdem entsteht in einem Wohnmobil schnell Unordnung. Das bleibt einfach nicht aus, wenn mehrere Individuen in einem Raum leben. Aber genauso schnell, wie Chaos entsteht, ist es auch wieder aufgeräumt. Kein Vergleich mit der Arbeit in unserem früheren Haus.

 

Fazit: 

Die Kunst des Wenigen

Leben auf kleinem Raum hat uns gezeigt, wie wenig eigentlich nötig ist, um ein erfülltes Leben zu führen. Es hat uns als Familie näher zusammengebracht und uns dazu angehalten, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ob der Platz ausreicht, hängt also nicht nur von der Quadratmeterzahl ab, sondern auch von unserer Perspektive und unserer Einstellung zum Leben. In unserem Fall können wir sagen: Ja, der Platz reicht definitiv aus.